„Die religiöse Freiheit aller schützen“
Am 22. August 2020 begeht die internationale Gemeinschaft zum zweiten Mal den im Jahr 2019 von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Tag zum Gedenken an die Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion oder des Glaubens“. Der Gedenktag erinnert an die vielen Menschen weltweit, die unter religiöser Verfolgung leiden.
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen
Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), äußerte sich
anlässlich des diesjährigen Gedenktages besorgt: „Aufgrund ihres
Glaubens sind auch in unserer Zeit unzählige Menschen Verfolgung, Hass
und Beeinträchtigungen ausgesetzt. Sie werden von Nichtgläubigen oder
Andersgläubigen bedrängt. Oft ist es die staatliche Macht, die die
Religionsfreiheit missachtet. Nicht selten sind es aber auch aggressive,
manches Mal terroristische Gruppen, die Menschen aufgrund ihrer
Religionszugehörigkeit zusetzen. Nachdrücklich appelliere ich an alle
Staaten, ihren Verpflichtungen nachzukommen, die religiöse Freiheit
aller Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Die internationalen
Organisationen und nicht zuletzt die westlichen Länder mit ihrer langen
Tradition religiöser Toleranz sind ihrerseits gefordert, die Anerkennung
der Religionsfreiheit weltweit zu fördern.“
Erzbischof Schick
unterstrich zugleich die Verantwortung der Religionen, für ein
friedliches Zusammenleben einzutreten. „Auch die Glaubensgemeinschaften
stehen in der Pflicht, Verfolgung und Hass gegenüber Anders- oder
Nichtgläubigen entgegenzutreten. Ansonsten verraten sie ihre eigene
Bestimmung.“ Die Religionen könnten entscheidend daran mitwirken, dass
weltanschauliche Toleranz und Dialogbereitschaft schon von früh an in
den Schulen und konsequent in allen Bereichen der Gesellschaft
kultiviert werden. „Gerade die Bildung ist unverzichtbar“, betonte
Erzbischof Schick. „Sie kann ein geistiges Klima des Respekts und der
Bereitschaft zum Zuhören erzeugen, sodass sich Feindseligkeit gegen
Menschen anderen Glaubens gar nicht erst verbreitet.“
Der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Dr.
Heiner Wilmer (Hildesheim), warnte anlässlich des Gedenktages vor der
weiteren Verbreitung von religiösem Fundamentalismus: „In allen
Religionen brauchen wir die vorurteilsfreie Begegnung mit
Andersgläubigen und die Bereitschaft, Fehlentwicklungen in der eigenen
Glaubensgemeinschaft kritisch zu befragen. Wir müssen wachsam sein
gegenüber fundamentalistischen Tendenzen auch im eigenen Haus.
Religiöser Fundamentalismus beginnt oft da, wo sich religiöse Gruppen
aus vermeintlichem Selbstschutz von der Mitte der Gesellschaft entfernen
und so einen Nährboden für extremistische und feindselige
Grundhaltungen bieten.“ Nicht nur seien religiöse Wortführer deshalb zu
einem unvoreingenommenen Dialog mit Andersgläubigen aufgerufen. Auch
Regierungen in Ländern mit einer stark säkularisierten Kultur müssten
darauf achten, dass Religion nicht aus dem öffentlichen Raum
zurückdrängt werde, so Bischof Wilmer.
Hintergrund
Auf
dem Wege einer Resolution ihrer Vollversammlung haben die Vereinten
Nationen den 22. August als „Internationalen Tag zum Gedenken an die
Opfer von Gewalttaten aus Gründen der Religion und des Glaubens“
ausgerufen. Er wurde 2019 erstmals begangen. Mit dem Gedenktag sollen
die Opfer religionsfeindlicher Gewalt gewürdigt und auf die große Zahl
von Menschen, die aktuell unter religiöser Verfolgung leiden, aufmerksam
gemacht werden.
Die Deutsche Bischofskonferenz und die Deutsche
Kommission Justitia et Pax legen in ihrer Arbeit seit Jahren einen
Schwerpunkt auf die Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit. In
diesem Zusammenhang steht u. a. die jährliche Initiative der Deutschen
Bischofskonferenz „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in
unserer Zeit“, deren neues Schwerpunktthema (ab 25. November 2020)
Syrien und Irak sein werden. Weitere Informationen zu dieser Initiative
sind unter www.dbk.de/themen/solidaritaet-mit-verfolgten-und-bedraengten-christen
zu finden. In unregelmäßigem Abstand veröffentlicht die Deutsche
Bischofskonferenz darüber hinaus zusammen mit der Evangelischen Kirche
in Deutschland den „Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von
Christen weltweit“ (zuletzt Oktober 2017), der einen fundierten
Überblick über die Situation verfolgter und bedrängter Christen in
verschiedenen Ländern der Erde gibt.